Das Nokia Lumia

Es ist zwar schon wieder eine Weile her, da ich die Gelegenheit hatte das neue Windows Phone von Nokia zu testen, meine Erfahrungen damit möchte ich aber trotz allem noch in ein paar Absätzen anmerken.

Lumia (800) nennt sich das Teil und ist vom Design her absolut gelungen. Mir gefällt es um einiges besser als die 4er Version des iPhone.

Das Setup gestaltete sich schon etwas komplizierter als beim Konkurrenten von Apple. Ich gestehe zwar, dass ich seit Jahren nur mehr am Mac arbeite und es daher logisch ist, dass ein Produkt von Microsoft sich nicht von selbst bedient. Ebenso ist es vermutlich anders herum. Trotz allem schien mit bei der Erstkonfiguration der Ablauf der Installation von z.B. Social Media Applikationen umständlich und zum Teil nicht logisch aufgebaut.

Die Kontakte habe ich versehentlich von Facebook importiert, während ich eine Woche brauchte um zu realisieren, dass ich damit nicht die eigentliche Facebook App installiert habe. Bei der Suche nach jener von Twitter musste mir der Kollege helfen, weil mir der Geduldsfaden riss.

Ich gestehe, ich bin diesbezüglich die idiotensichere Installation sämtlicher Mac Produkte gewöhnt, bin aber der Meinung, dass ein modernes Smartphone mit seinen Anwenderfeatures und mit einer benutzerfreundlichen Oberfläche genau das leisten muss, wenn es irgendwann in der Oberliga mitspielen will.

Die für mich interessanteste Funktion lag in der Kamera (siehe die Fotos hier am Blog). Nokia hat diesbezüglich einen hervorragenden Ruf, das Lumia ist mit Carl Zeiss Optik ausgerüstet, meine Erwartungen waren sehr hoch. Letztlich musste ich jedoch feststellen, dass mich gerade die Kamera nicht überzeugt hat.

Bei Tageslicht und einigermaßen ausreichender Beleuchtung schafft das Lumia zwar durchaus ordentliche Bilder. Es gibt auch noch eine kleine Zauberstabfunktion, direkt im Kameramenü, die kleinere Unsauberkeiten ausbessert, was aber schmerzlich abgeht ist eine Crop-Funktion, die ohne Download zusätzlicher Foto-Apps gleich in der Kamerafunktion mitintegriert wäre.

Fehlt ausreichendes Licht, so macht das Lumia noch immer taugliche Schnappschüsse, für bessere Fotos greift man aber doch lieber auf eine halbwegs vernünftige Digitalkamera zurück.

Was außerdem noch sehr positiv auffiel, war die hervorragende Qualität des Musicplayers. Mag sein, dass der kurzfristige Wechsel von meinem alten (alten, alten, alten) MP3 Player derart eingeschlagen hat – vom Musikhören am Lumia war ich jedenfalls begeistert.

Zu guter Letzt noch ein paar Infos zu herkömmlichen Eigenschaften: Die Sprachqualität ist gut. Twittern mit Foto hat selten funktioniert, lag aber vermutlich am Provider. Der Akku hält bei nicht allzu starker Beanspruchung einen ganzen Tag locker durch und die allgemeine Bedienung ist ebenfalls relativ angenehm.

Fazit: Das Nokia Lumia ist ein hübsches Smartphone geworden, das durchaus seine Vorteile hat, als ernstzunehmender Konkurrent des iPhone hat es aber nicht überzeugt. Da ich keine Android-Erfahrungen habe, kann ich diesbezüglich keine Vergleiche anstellen.

Susanne, 14. März 2012

The Sandworm empfiehlt – dreizurdritten

Gestern fand ich mich in einem höchst wundersamen Theater wieder. Darüber schreiben wollte ich ohnehin, aber nachdem es jetzt den Anschein macht, dass die Vorstellungen dort nur noch bis Ende der Woche laufen und dann wieder eine Zeitlang Schluss ist mit Lustig, habe ich beschlossen gleich heute meine Eindrücke vom gestrigen Abend wieder zu geben.

Netterweise hat man mich eingeladen – via Twitter – arbeitsbedingt ließ ich mich dann doch etwas länger bitten, bis ich gestern endlich vor Ort war. Es handelt sich um das Figurentheater dreizurdritten, welches sich im 3. Bezirk befindet, am Weg dort hin wird man aus der nahen Henkel-Fabrik bereits in einen Duft nach frischer Bettwäsche eingehüllt, vielleicht weckte das Stück auch deshalb sofort Traum-Assoziationen.

Am gewählten Abend gab sich eine Truppe namens „Das Unterösterreich“ mit dem Stück „Eine kleine Topografie des Ungewissen“ die Ehre. Drei Schauspieler führten durch Themen und Welten, die man irgendwie kennt, dann aber doch nicht so genau fassen kann.

Eine ganze seltsame Melange, lebhafte, intensive Szenen, die sich der Erinnerung aber genau so schnell entzogen, wie Trauminhalte kurz nach dem Aufwachen, wenn man buchstäblich spüren kann, wie gerade erst Erlebtes wieder ins Unbewusste sinkt.

Da gab’s dann Musik aus einer Art Horn und einer Art Harmonium, nichts Genaues weiß ich nicht, Schauspielerei in Abwechslung mit Gesang, Puppenspiel und Verkleidungskunst, alles in loser Reihenfolge, thematisch nicht geordnet, oder doch?

Berührende Momente wechselten sich ab mit Irritationen und Ärgernissen, mit beängstigenden Eindrücken, fast albtraumhaft, Skurriles und Humorvolles fand ebenfalls seinen Platz, am Ende saß man und bließ weißen Rauch aus der Pfeife. In fast derselben Weise wie man das Stück begonnen hatte.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes fantastischer Abend. Und in Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht genau weiß, wann es nach dem kommenden Wochenende wieder weitergeht, empfehle ich allen experimentierfreudigen, aufgeschlossenen, neugierigen und abenteuerlustigen Theaterfreunden fürs kommende Wochenende, an dem noch Vorstellungen laufen: nichts wie hin ins dreizurdritten.

Susanne, 4. Mai 2001

2010 in Review – und ein herzliches Dankeschön vom Sandworm!

Da schaue ich heute in meine Mailbox und finde ein sehr nettes Email von WordPress wieder, wo mir bestätigt wird, dass mein „Blog-Health-O-Meter“ Wow sagt. Ich habe also beschlossen, das statistische Fazit über meine Bloggerei im Jahre 2010 mit den Sandwurm Leserinnen und Lesern zu teilen:

The stats helper monkeys at WordPress.com mulled over how this blog did in 2010, and here’s a high level summary of its overall blog health:

Healthy blog!

The Blog-Health-o-Meter™ reads Wow.

Crunchy numbers

Featured image

A Boeing 747-400 passenger jet can hold 416 passengers. This blog was viewed about 13,000 times in 2010. That’s about 31 full 747s.

In 2010, there were 39 new posts, growing the total archive of this blog to 135 posts. There were 156 pictures uploaded, taking up a total of 29mb. That’s about 3 pictures per week.

The busiest day of the year was June 21st with 172 views. The most popular post that day was Konzertbericht – Willie Nelson, Wien 2010.

Where did they come from?

The top referring sites in 2010 were twitter.com, facebook.com, networkedblogs.com, zurpolitik.com, and baeck.at.

Some visitors came searching, mostly for whitstable, lean on pete, willie nelson wien, susanne zöhrer, and canterbury.

Attractions in 2010

These are the posts and pages that got the most views in 2010.

1

Konzertbericht – Willie Nelson, Wien 2010 June 2010
10 comments

2

Konzertbericht – Bob Dylan, Linz 2010 June 2010
19 comments

3

On the road in England – Part I: Whitstable, Kent June 2009
2 comments

4

About February 2008
7 comments

5

Unterwegs in Slowenien – Piran September 2009
4 comments

Keine berauschend hohen Zahlen? Natürlich nicht und mir ist auch klar, dass mir WordPress nicht empfehlen wird, mich endlich in Ruhestand zu begeben. Mich kümmert das aber wenig, denn selbst wenn die Zahlen klein sind, so blogge ich nicht um irgendwelche Statistik-Rekorde zu brechen, sondern um darüber zu schreiben, was mir persönlich am meisten Freude macht.

Das sind in erster Linie Musik, Literatur und das Reisen. Umso mehr hat es mich deshalb auch gefreut, dass ich mein Politikblogging im vergangenen Jahr auslagern konnte und so wurde aus dem Sandworm das, was ich gern und absolut nicht abfällig, als mein „Schönwetter-Blog“ bezeichne.

Ich schreibe hier über die schönen Dinge des Lebens, über großartige Konzerte, über Bücher die mich nachhaltig beeindrucken und über horizonterweiternde Erlebnisse in anderen Ländern. Dass ich für diese Nischenthemen doch eine kleine aber feine Leserschaft gefunden habe, freut mich umso mehr und das von WordPress konstatierte „Wow“ will ich hiermit an die Leser und Leserinnen des Sandworm weiter geben und allen ein erfolgreiches neues Jahr 2011 wünschen.

Susanne, 2. Jänner 2011

Frohe Weihnachten!

Das Jahr geht zu Ende und ich möchte mich bei den Leserinnen und Lesern des Sandwurms herzlich bedanken. Ich wünsche allerseits frohe Weihnachten und ein erfolgreiches neues Jahr 2011!

Ganz nebenbei stelle ich mich heuer auch in den Dienst einer sehr guten Sache, initiiert von drei  Bloggerkollegen, die ich hiermit gleich selber zu Wort kommen lasse:

 

Wenn sich 3 Blogger Farbe ins Gesicht malen, Kronen aufsetzen und Sternen folgen, dann nur für einen wirklich guten Zweck.

Mathias PascottiniChristina Tieber und Heinz Wittenbrink haben ebendiesen guten Zweck gefunden und das Projekt „Herzlicht“ ins Leben gerufen. Zugunsten der Steirischen Kinderkrebshilfe werden sie in den nächsten Wochen zu „heiligen 3 Königen“. Singend unterstützen sie krebskranke Kinder und besuchen im Rahmen des Projekts auch die Kinderkrebsstation am LKH Graz.

So läuft’s:

Die Aktion läuft bis 4. Jänner. Jeder, der bis dahin mindestens 20 Euro an das Spendenkonto der Steirischen Kinderkrebshilfe überwiesen hat, erhält ein Video der „heiligen 3 Könige“ mit persönlicher Widmung.  Gesang inklusive.

Eure Spenden bitte hier hin:

Steirische Kinderkrebshilfe
Raiffeisenlandesbank  Steiermark
Konto-Nr. 4.426.300
BLZ 38.000

Verwendungszweck: „Herzlicht“ (WICHTIG! Nur Spender mit diesem Verwendungszweck erhalten ein persönliches Video.)

In diesem Sinne – verbreitet die Botschaft, möge das Geld reichlich fließen!

Susanne, 24. Dezember 2010

The Sandworm im Social Web – Facebook etc.

Seit mehr als zwei Jahren schreibe ich dieses Blog zu verschiedensten Themen und die Leserschaft von The Sandworm  hat sich erfreulicherweise stetig vergrößert. Ab nächsten Mittwoch werde ich zusätzlich eine Kolumne auf zurPolitik.com veröffentlichen, einem spannenden journalistischen Projekt von Tom Schaffer, dem ich hiermit zum heutigen Relaunch der Seite herzlich gratuliere und ihm und meinen dortigen Mitautoren Pezi Köstinger, Michael Moser, Jakob Arnim-Ellissen, Georg Pichler und Andreas Lindinger viel Erfolg wünsche (uneigenützig natürlich auch gleich mir selber, da ich mir dort jede zweite Woche Gedanken über die Demokratie machen werde). Das heißt natürlich nicht nicht, dass hierorts das Thema Politik völlig ausgeklammert wird, es wird aber wohl etwas abgespeckt werden.

Umsomehr ist es mir dafür ein Anliegen The Sandworm als modernes Feuilleton auszubauen und mich durch die teilweise Auslagerung des Reizthemas Politik mehr auf die für das Leben viel wichtigeren Themen wie Literatur, Musik, Kunst oder Reisen zu konzentrieren. Und nachdem ich bereits seit längerem auf Twitter aktiv bin, war es nur eine Frage der Zeit, bis The Sandworm auch auf Facebook loslegt. Heute ist es also soweit – The Sandworm ist hochoffiziell als Facebook Seite eingerichtet und freut sich über zahlreiche Fans. Nicht zuletzt auch der Eitelkeit wegen, bekommt man dort doch ab 100 Fans eine sogenannte „Vantiy URL“ (für alle Leser, denen das überhaupt nichts sagt – das macht nichts, das Leben geht auch abseits davon weiter).

Unabhängig davon gilt für The Sandworm aber ohnehin: Qualität vor Quantität – womit ich diesen Eintrag in eigener Sache beende und mich ab nächster Woche ohne Einschränkungen wieder viel Interessanterem zuwenden werde.

The Sandworm auf Facebook

Susanne, 28. Februar 2010

The Sandworm – In eigener Sache

The Sandworm wird 2 Jahre alt. Und zwar ganz genau am 20. Februar. Dieses runde Datum soll nun aber weniger dazu dienen eine grandiose Geburstagsfeier anzukündigen, sondern viel mehr zum Anlass genommen werden, ein paar kleinere Verbesserungen und Änderungen rund um The Sandworm bekannt zu machen.

Zwei Jahre sind im schnelllebigen Webzeitalter nicht wenig und was anfangs mehr oder weniger regelmäßig mit zwei oder drei Einträgen pro Monat, manchmal sogar weniger, begonnen hat, wurde irgendwann ganz von selbst mehr. Auch die Leserschaft von The Sandworm hat sich zu meiner großen Freude sehr vergrößert, es sind zwar eher Nischenthemen, die hierorts betrachtet und ausgeführt werden, doch es gibt offenbar mehr web-affine Menschen, die sich für kulturelle Themen interessieren, als ich es zu Beginn für möglich gehalten hätte. Natürlich schlich sich über die Dauer des Weblogführens auch die Politik ein. Die Berichterstattung zur diesbezüglichen Lage der Nation hat zwar ein gewisses masochistisches Element, nichtsdestotrotz halte ich es für notwendig, sich einzumischen. Was offenbar nicht nur ich so sehe, sondern auch andere Blogger im Lande und was schließlich dazu geführt hat, dass ich ab Ende Februar nicht mehr nur hier am eigenen Blog schreiben, sondern als Gastbloggerin bei ZurPolitik.com tätig werde. Dort beabsichtige ich, gemeinsam mit fünf Kollegen und einer Kollegin, allgemeine Betrachtungen über die hiesige Politik anzustellen. In meinem Fall alle zwei Wochen und ich würde mich über zahlreiche Mitleser auch auf dieser Plattform sehr freuen.

Das heißt natürlich nicht, dass die Politik ganz aus The Sandworm ausgegliedert wird, aber sie lässt sich auf ein erträgliches Maß reduzieren – die heuer begonnene Reihe „Demokratie für Fortgeschrittene“ wird auf jeden Fall weitergeführt – und schafft so Platz für die viel erfreulicheren Themen Literatur, Musik, Kunst, etc.

Susanne, 14. Februar, 2010

Frohe Weihnachten – Merry Christmas!

In wenigen Tagen ist Weihnachten und ich möchte mich hiermit bei den Sandworm-Lesern und Leserinnen bedanken und allen schöne Feiertage wünschen.

In a few days it’s Christmas and I would hereby like to thank the readers of The Sandworm and to wish you all peaceful holidays.

Susanne, 20. Dezember 2009

Skizzen aus Wien – Nr. 39

Die besinnliche Jahreszeit zieht ins Land. Man entkommt ihr kaum und besinnlich ist sie zumeist nur, wenn man danach trachtet so wenig wie möglich nach draußen zu gehen. Zumindest hier in Wien, denn hier kann man de facto bereits vom Weihnachtswahnsinn sprechen. Die Stadt, insbesondere die größeren Plätze und Einkaufsstraßen, verwandeln sich in ein sprichwörtliches Irrenhaus. Vergangenen Donnerstag habe ich einen ersten Vorgeschmack davon erhalten und meinen Vorsatz möglichst alle Geschenke, die ich besorgen möchte, via Versandhandel zu erwerben, hat sich zum festen Entschluss gewandelt.

Was war passiert? Ich hatte eine kleinere Besorgung zu erledigen – ich wollte ein paar Buchgutscheine in der Buchhandlung Morawa einlösen – und war zu diesem Zwecke unterwegs in den ersten Bezirk. Nachdem die Buchhandlung in der Wollzeile von mir zu Hause aus denkbar ungünstig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist, beschloss ich ab Schottentor einen kleinen Spaziergang durch die innere Stadt zu machen, etwas das ich normalerweise sehr schätze, hätte ich jedoch gewusst, was mich erwartet, wäre ich gar nicht erst außer Haus gegangen.

Bereits am Schottentor war der Teufel los, zwei Polizisten hatten eine osteuropäische Bettlerin aufgehalten und warteten auf Anweisungen aus der Zentrale, während die alte Frau die beiden Beamten weinend anflehte. Mir drehte es das erste Mal kräftig den Magen um. In der Schottengasse herrschte bereits ein relatives Gewühl an Leuten, das sich bis in die Herrengasse verstärkte. Eine einzige Freakshow, das nur ganz nebenbei. Protzige Russen zum Beispiel, die mit Sicherheit auf legalem Weg ihr Vermögen gemacht hatten, das sie jetzt in die österreichische Weihnachtswirtschaft stecken wollten. Denn Weihnachten ist ein gewaltiges Geschäft. Alles dreht sich ums Verkaufen und beim zunehmend mühsamer werdenden Weg, der mich über die Fahnengasse in die Wallnergasse führte, wurde mir bereits ganz schwindlig beim Gedanken an die nun wöchentlich veröffentlichten Verkaufszahlen und die über sie geführten Debatten, ob das Weihnachtsgeschäft die Krise überstehen würde, oder ob es nicht vielleicht sogar noch stärker werden würde, ob man auf ein Wachstum hoffen dürfte, samt Interviews mit allen möglichen Vertretern des Handels, mit Verkäufern und Geschäftsinhabern, ob sie denn eh schon viel verkauft hätten und ob es hoffentlich ein gutes Weihnachtsgeschäft würde. Wir halten fest die Daumen.

Verkaufen und Weihnachten feiern, mit der Betonung auf feiern. Das scheint das einzig noch Interessante am Weihnachtsfest zu sein, wurde mir klar, als ich die glitzernden Augen der Damen, die sich bei Tiffanys die Nasen am Schaufenster platt drückten sah. Geldausgeben, Geschenke kaufen, irgendetwas kaufen, hauptsache kaufen und dabei eine lustige Zeit haben. Auf dem Weg vom Kohlmarkt zum Graben kam mir Kottans Frau entgegen, ihr Name wollte mir nicht einfallen, aber irgendwie sah sie immer noch gleich aus und sie hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen, als sie so dahinspazierte. Ein Lichtblick in dieser düsteren Zeit, denn gerade als ich auf den Graben bog, registrierte ich, dass die Luft mittlerweile punschgetränkt war. Einer nach dem anderen standen sie dort aufgefädelt, die Stände, an denen man sich für wohltätige Zwecke betrinken konnte. Zwischendurch musste ich mich auf meinem Weg zum Stephansplatz auch alle fünf Meter ducken, da ich irgendwo ständig in die Schusslinie der wie wild um sich fotografierenden Wien-Touristen geriet. Am Graben wird man übrigens von einer megalomanischen Weihnachtsbeleuchtung fast erschlagen und ich konnte nicht umhin, immer noch an die Bettlerin denkend, mich darüber zu ärgern, was für Massen an zusätzlichem Strom diese hässliche Weihnachtsdekoration auch dieses Jahr wieder verschlingen würde. Wäre es nicht ein schönes Zeichen, wenn die Stadt einmal darauf verzichten würde und das eingesparte Geld jenen Leuten zu Gute kommen ließe, die sich die Heizung nicht mehr leisten können? Davon gibt es in Wien angeblich gar nicht so wenige. Aber nein! Was würden da die Touristen machen? Und die Wiener, eine einzige Aufregung wäre das.

So ärgerte ich mich weiter bis ich endlich am Stephansplatz, der offenbar derzeit das Zentrum des Wahnsinns bildet, ankam. Ein einziger Zirkus! Da ein als Clown verkleideter Luftballonverbieger, oder wie immer man die Profession dieser Leute, die längliche Luftballons zu allerlei Getier verdrehen bezeichnet, dort eine weißgewandete Gestalt, von der ich keine Ahnung hatte, wen oder was sie darstellen sollte, die aber zu jener Gattung „Touristenattraktion“ gehörte, die sich in den letzten Jahren offenbar pandemieartig in sämtlichen mir bekannten Touristenmetropolen ausgebreitet hat. Lebende Statuen, Leute, die unbeweglich herumstehen und irgendeine Persönlichkeit aus der Geschichte darstellen, oder sonst wen, die Sinnhaftigkeit dieser Art „Attraktion“ hat sich mir bis heute nicht erschlossen, es scheint sich aber damit gut Geld verdienen zu lassen, sonst gäbe es sie vermutlich nicht. Kein Mensch kann mir einreden, dass man so was aus Spaß macht.

Schließlich und endlich der Big Player am Platz. Nicht zu übersehen – ein riesiges weißes Zelt, nur Meter vom Stephansdom entfernt – die Caritas. Und noch viel weniger war sie zu überhören. Der gesamte Platz wurde beschallt und zwar – jetzt bitte festhalten – mit Hip-Hop! Jawohl, die katholische Organisation ist endlich auch cool geworden. Chillen und spenden am Stephansplatz. Die heilige Musik stammte übrigens, ich habe mich natürlich erkundigt, von einem gewissen Herrn Gang Starr, der mit den Profanitäten auch nicht hinter dem Berg hielt. Yo, yo, yo, bitchez and hos! Ich musste mich sehr zurückhalten um nicht vor Lachen vor dem DJ Pult niederzubrechen. MC Jesus Christ comin’ to town. Die Krönung des Weihnachtswahnsinns.

Mit letzter Kraft schaffte ich es schließlich in die Buchhandlung Morawa, wo man sich mit der Musikbeschallung dankenswerterweise zurückgehalten hatte, zumindest erschien es mir so, denn nach dem Spießrutenlauf durch diverseste aufgezwungene Weihnachtsliederbeschallungen auf meinem Weg, kann ich mich jetzt nicht erinnern, ob man dort Musik gespielt hat oder nicht – es schien auf jeden Fall wie eine Oase der Stille.

Nachdem ich aber noch immer schwer traumatisiert war von den schrecklichen Erlebnissen, von diesem Vorweihnachtsterror, der jedes Jahr früher einzusetzen schien, gab es nur eine Möglichkeit wieder halbwegs auf die Beine zu kommen und vor allem den Heimweg zu überleben, ja, ich hatte gar keine andere Wahl, ich musste mir einen Bernhard kaufen.

Susanne, 22. November 2009

Skizzen aus Wien – Nr. 28

sandworm - artwork zoer

 

Vor nicht allzu langer Zeit (nachzulesen hier) führten mich verschiedenste Umstände an einen äußerst seltsamen Ort, der nur über Umwege erreichbar ist und weit entfernt von der pulsierenden Hauptstadt (angeblich Wien) liegt, man kann fast sagen, hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen. Dort machte ich allerlei erstaunliche Entdeckungen und fand mich schließlich im Zentrum einer gewaltigen Verschwörung wieder. Ganz sicher in Bezug auf die Richtigkeit meiner Theorie war ich mir nicht – der dort lokalisierte heilige Gral aller Anhänger obskurer Vorfälle, der Franz Kafka Gedenkraum, hatte mich zwar in meinen Mutmaßungen bestätigt, andererseits hegte ich noch immer einige substantielle Zweifel.

Worum geht es? In Maria Gugging wird in Kürze eine österreichische „Eliteforschungsanstalt“, das so genannte I.S.T., eröffnet, beim Lustwandeln durch den beschaulichen Ort und seine Nachbargemeinde Kierling jedoch fand ich auffällige Indizien dafür, dass es sich dabei wohl weniger um Forschung im klassischen Sinne, als viel mehr um ein gigantisches Forschungskomplott handeln dürfte. Denn was können eine Einrichtung für psychisch auffällige Kunsttalente, eine zuvor abgesiedelte psychiatrische Klinik und eine neu errichtete Wirkungsstätte für sogenannte Eliteforscher schon gemeinsam haben? Es kann sich dabei lediglich um die Fortsetzung der österreichischen Paradestrategie in der wissenschaftlichen Forschung handeln! Aufgebaut auf den Prinzipien Täuschen und Tarnen, werden hier nämlich nicht richtige Forscher angeheuert, sondern bloß Leute, die sich einbilden sie wären richtige Forscher, nicht Eliteforscher, sondern Eliteforscher (dieses Wort sollte immer mit hochgezogenen Augenbrauen und mit Blick von unten nach oben ausgesprochen werden). Um derartige Eliteforscher loszuwerden sind ausländische Entitäten bereit hohe Ablösesummen zu zahlen, des weiteren werden die Ausnahmeforscher hierzulande nicht besonders auffallen, im Gegenteil, ein Großteil von ihnen wird sich außerordentlich gut integrieren, sie werden es bis in allerhöchste Positionen und Ämter schaffen.

Bis dato konnte ich kein einziges Faktum ausfindig machen, welches diese brisante These falsifizieren mochte, seit wenigen Tagen jedoch bin ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon überzeugt, dass es genau so ist wie vermutet, mehr noch, dass ein höherer Zweck dahinter steht, der dieser gigantischen Verschwörung zugrunde liegt. Und zwar basierend auf der Tatsache, dass man vor kurzem angekündigt hat, Österreich würde die Mitgliedschaft im Forschungszentrum CERN aufkündigen, sie bringe wenig Nutzen, sei schlicht zu teuer.

Mir schwante sofort, dass dies alles mit den jüngsten Aktivitäten in Maria Gugging zu tun haben musste, in einschlägigen Postingforen fand ich schließlich den ausständigen Beweis. Man hatte zu Beginn dieses Jahres den Absetzbetrag für die Kirchensteuer verdoppelt, eine Mitgliedschaft in einer seriösen Forschungsgruppe wollte man sich nicht mehr leisten, die „Eliteforschung“ würde forthin in Maria Gugging stattfinden, wo – und nun halten Sie sich bitte fest – nicht zufällig auch ein mysteriöser kirchlicher Wallfahrtsort, die Lourdesgrotte, liegt! Nun musste ich nur noch die einzelnen Punkte neu verbinden – Lourdesgrotte, Kirchensteuer, CERN-Kündigung, Eliteforscher – und es fiel mir wie Schuppen von den Augen: Man will sich in Österreich nicht mehr mit lächerlicher naturwissenschaftlicher Forschung herumärgern, kostet viel Geld, bringt nicht viel, man hat sich hierzulande offenbar vorgenommen, mit vereinten Kräften – Eliteforscher und Kirche – Gott selbstpersönlich zu finden!

 

Laizismus Initiative

P.S. All jene, die sich als Anhänger der Prinzipien der Aufklärung sehen und die sich dafür einsetzen wollen, dass ein derartiges Hirngespinst nicht doch einmal Realität wird, seien hiermit eingeladen, eine Initiative zu unterstützen, die sich für eine vollständige Trennung von Staat und Religion engagiert. Dadurch würden einige Gelder frei werden, man könnte sie, wenn man ganz mutig ist, auch für vernunftbasierte wissenschaftliche Forschung einsetzen. Mehr dazu unter: www.laizismus.at

 

Susanne, 10. Mai 2009

Skizzen aus Wien – Nr. 24

literary sandworm (Artwork ZOER)

 

Vor nicht allzu langer Zeit schrieb New York Times Kolumnist Nicholas D. Kristof in seiner Kolumne über die Tendenz der Menschen Informationen danach zu filtern, ob diese ihr jeweiliges Weltbild unterstützen, oder nicht. Sprich – man liest die Zeitungen und sieht diejenigen TV-Sender, die am ehesten das schreiben und senden, was man lesen oder sehen möchte.

Diese Neigung ist keine jüngst erst entdeckte, bereits Alfred Adler, seines Zeichens Begründer der Individualpsychologie, beschrieb dergleichen mit dem hübschen Fachbegriff „tendenziöse Apperzeption“ und meinte damit eben diese Art selektiver Wahrnehmung. Wir gestalten demnach unsere Welt, soweit es möglich ist, indem wir unser Weltbild stützende Fakten aufsuchen und jene, die nicht unserem Wertesystem entsprechen, ausblenden.

Kristof beschreibt dies in seiner Kolumne sehr treffend, wenn er beispielsweise erklärt, dass wir uns besonders dann freuen, wenn wir selbst ausgemacht dumme Argumente, die den Gegner als Esel darstellen, lesen. Ja, wir suchen geradezu danach. Trauriges Resultat dieser selektiven Informationssuche ist schließlich die Tatsache, dass die eigene Position, das eigene Werteschema immer extremer wird, es resultieren lt. Kristof Polarisierung und Intoleranz.

Dergleichen ist einem zwar bewusst, irgendwie merkt man aber doch, dass es gar nicht so leicht ist, sich aus seinem selbst geschaffenen Winkel auch wieder herauszubewegen. Aber, wer so wie ich Anhänger der Aufklärung ist, der lässt sich so leicht nicht entmutigen und wer sich so wie ich, in den vergangenen Monaten des Öfteren grün und blau geärgert hat über die sinkende Qualität im Online-Standard, dem fällt es auch dementsprechend leichter, wenn auch nur getrieben vom niederen Motiv der Rache, sich auch einmal die Publikation der Gegenseite zu bestellen. Wir sprechen hier immer noch vom sog. Qualitätsjournalismus, also fiel die Wahl naturgemäß auf die Presse. Die Wiener Zeitung ließ ich unbeachtet, denn selbst ich bin der Meinung, dass man alles mit Maß und Ziel betreiben sollte.

Kaum war der Entschluss gefasst, den eigenen Horizont mit wertkonservativem Gedankengut zu erweitern, war das Medium auch schon so gut wie bestellt. Dankenswerterweise hat sogar die Presse das eine oder andere Gratis-Test-Abo zur Verfügung, ich entschied mich für die 3-wöchige Option (es gab auch eine 6 Wochen Variante, ohne Sonntag, aber wie gesagt, man soll nichts übertreiben…). Dann passierte längere Zeit nichts und ich begann zu vermuten, dass ich aufgrund meiner Eigenschaft als langjährige Abonnentin des Standard vielleicht auf einer schwarzen Liste der Presse Eingang gefunden hatte. Einen haarsträubenden Standard-Artikel später (ich beziehe mich hierbei auf die Online-Version der Zeitung, da ich die papierene Ausgabe bereits seit fast einem Jahr nicht mehr abonniere), gewann der Zorn die Oberhand und ich bestellte das oben erwähnte Testabo der Presse einfach noch einmal. So leicht gab ich mich nicht geschlagen.

Dann tat sich wieder längere Zeit nichts. Ich war bereits so weit gewesen, meine beabsichtigte Horizonterweiterung auf andere Publikationen, bevorzugt am Buchsektor zu verlagern, als eines schönen Tages, es war der vergangene Donnerstag, fast wie gebügelt, glatt und glänzend, die Presse auf der Fußmatte vor meiner Wohnungstür lag. Diese eine Lektüre war denn auch sehr informativ, kein einziger Artikel, nicht mal im Kommentarsektor, hat mich groß aus der Ruhe gebracht, ich war also bereit für meine 3 Wochen hochkonzentrierter Aufnahme konservativ-christlichen Qualitätsjournalismus. Natürlich habe ich mich zu früh gefreut, denn als ich am nächsten Morgen freudestrahlend die Tür aufschloss und meine Presse in Empfang nehmen wollte, lag da keine Presse. Nein, fast treuherzig, wie um Verzeihung bittend, blickte mich die lachsrosarote aktuelle Ausgabe des Standard an.

Was um Himmels Willen konnte da passiert sein? Fand auf meiner Fußmatte ein Zeitungskrieg in Miniaturform statt? Sind die Qualitätsblätter bereits so verzweifelt um Leser bemüht, dass man begonnen hatte, sich um potentielle Gratisabonnenten zu schlagen? War der Kolporteur verwirrt, oder bestochen? Ich muss dazuerwähnen, dass die oben zitierte tendenziöse Apperzeption Jeden und Jede betrifft. Ausnahmslos. Und die Tatsache, dass, aus Zeiten in denen ich den Standard noch als Printausgabe abonniert hatte, noch immer ein DerStandard-Aufkleber auf meiner Wohnungstür klebt, könnte sich durchaus auch auf die Distributionswilligkeit meines ehemaligen Zeitungsausträgers ausgewirkt haben. Der sieht meinen Aufkleber an der Tür, die Presse auf der Matte und denkt sich, es kann nicht sein, was nicht sein darf und legt mir, da er weiß, dass sich derlei Lektüre vielleicht nachteilig auf meine seelische Befindlichkeit auswirken könnte, wohlwollend, ja fürsorglich, auch kostenfrei, den Standard vor die Tür. 

Wie das ganze weiter geht? Ich habe keine Ahnung, aber wenn sich jetzt die Krone, in deren heutiger Ausgabe der darin schreibenden Volkspoet Wolf Martin unter Anderem deklariert: „Wie ein Fels in Österreich steht sie, trotzend feiger Meute, für dies Land und seine Leute“, wenn sich jetzt also die Krone, die sich auch sicher für ein qualitativ hochwertiges Zeitungsprodukt hält, auch noch einmischt…nicht auszudenken!

Frohe Ostern!

 

Susanne, 12. März 2009